KÖNIGSWEG | Archetypische Gestaltung

Was ist Archetypische Gestaltung? (6/7)

Was ist Archetypische Gestaltung? (6/7)

Zur Anwendung:

Das Wissen um die Wirklichkeit kommt einer universellen Grammatik gleich.

Sie erlaubt es uns, die eine Sprache zu verstehen, die das Leben allerorten schreibt. Archetypische Gestaltung ist für uns die Möglichkeit, sich nicht nur einzustimmen in das ewige Gespräch, sondern, in der Verantwortung dem Anspruch an uns Menschen zu entsprechen und darin übereinzustimmen. -

Schon beim Aufbau eines Kleiderschranks ist es die Gebrauchsanweisung oder schlicht das Wissen, was über den Erfolg entscheidet, über Schönheit oder Hässlichkeit, Sturz oder Gelingen, Glück oder Unglück, Wahn oder Wirklichkeit. Erst das Wissen um ein Drehbuch verpflichtet jeden Regisseur zur Übereinstimmung mit dem festgeschriebenen Detail und der Gestalt des großen Ganzen. Die Umsetzung des Drehbuchs im Sinn des Lebens kommt universeller Regieführung gleich, ob das unser Alltag ist, ein Projekt oder Unternehmen oder mehr.

Die Direktive archetypischer Gestaltung, den gekonnten Umgang mit den Universalien also, den Urprinzipien, nennen wir Universal Directing.

Die Kunst ist: wir setzen Ursachen.

Und immer wieder die Tetrade. Aristoteles gab vier Arten der Kausalität als Ursachen an. Da ist einmal die Stoffursache, bei einem Hausbau wären das die Ziegelsteine, Mörtel, Gips und alles, daraus es einst bestehe. Als nächstes die Formursache, im Beispiel schlicht der Bauplan, als die Matrix (lat. Gebärmutter) für das Anwesen. Im weiteren die Wirkursache, also alle Arbeit, die am Stoff geleistet und die Form real sein läßt. Schließlich noch die Zielursache, die uns ein Geheimnis birgt. Sie ist nämlich nicht etwa, wie manche glauben, eine Zweckursache, die sich aus geplantem Zweck ergibt, zum Beispiel, ob das Haus einmal ein Wohnhaus oder Amtssitz oder eine Schenke sei. Schauen wir genauer hin:

Es gibt nur eine Ursache, eine Kausalität in vier Aspekten.

Wieder sind es Erde, Wasser, Feuer, Luft als die Prinzipien, zumindest, wenn wir sie in Anlehnung an die Antike so benennen möchten. Wieder sind es Leib und Seele, Geist und reine Wirklichkeit der Kausalität. Und diese Wirklichkeit liegt im Ziel.

Ist das denn verwunderlich? - Liegt in jedem Anfang nicht bereits das Ziel? - Wird aus Haselnuss nicht Hasel, aus Apfelkern der Apfelbaum, aus Eichel eben eine Eiche? -

Die Gestalt ist in Wirklichkeit der Grund für alles.
In der Ganzheit liegt die Ursache.

Gestalt verkörpert Wirklichkeit, ist inkorporierter Geist. Ob im Anfang oder Ziel, die emergente Ganzheit ist der Grund dafür, dass Apfelkern und Apfelbaum im Überbau identisch sind. In der Gestalt, als Finalität, liegt der höchste Aspekt der Ursache (Luft; die Zielursache), die im Sinn der Emergenz alle Elemente fügt. Im Bauplan findet sich der Widerhall davon als Muster vor: die Information ermöglicht im Geschehen, das Wesen in den Stoff zu prägen, in Formation zu bringen (Wasser; die Formursache), im Erbgut beispielsweise. Die Energie sorgt für die Umsetzung, die eigentliche Verwirklichung (Feuer; Wirkursache), aus Nährstoff, Licht und Umwelt. Die Materie schlussendlich ist aller Baustoff und das Vehikel dieser Realisation (Erde; Stoffursache).

Wir lernen von dem Tod im Umkehrschluss, was Leben ausmacht: wenn die Ganzheit sich zurückzieht, ein Lebewesen seinen Geist aufgibt, bleibt alle Information zurück, die Energie ja auch, natürlich auch der Stoff und doch verliert sich die Gestalt. -

Die Kunst legt in Gestalt des Ziels den Ursprung in den Anfang. Das ist der Same, daraus alles erwächst. Die anderen Aspekte der Kausalität sind die Stufen ihrer Umsetzung.

Anders gesagt: Die Kunst bringt in Kontakt mit der Wirklichkeit. Ihr gerecht zu werden, heißt, sie aufzunehmen. Ihrer teilhaftig zu sein, heißt Leben. -

Fortsetzung: Teil 7/7

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